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  • Nicolai

Ausstieg aus dem Kükentöten – die aktuellen Alternativen

Am 01. Januar 2022 trat das Verbot des Kükentötens nach dem Gesetzesbeschluss vom 20. Mai 2021 in Kraft. Damit ist Deutschland der weltweite Vorreiter in diesem Gebiet. Bis zum Jahr 2021 wurden jährlich 45 Millionen männliche Küken direkt nach dem Schlüpfen mit Kohlenstoffdioxid (CO2) getötet. Dies hat rein wirtschaftliche Gründe: sie legen weder Eier, noch setzen sie aufgrund der Rasse viel Fleisch an und sind deshalb für die Mast nicht geeignet.


Welche Alternativen sich für das männliche Kükentöten ergeben, erfährst du in diesem Blogbeitrag.



Da ein Verbot des Kükentötens nur sinnvoll ist, wenn Betriebe nicht manges Alternativen ins Ausland abwandern, wurden seit 2008 verschiedene Verfahren und Initiativen mit dem Ziel gefördert, das routinemäßige Töten überflüssig zu machen.


Um welche Alternativen handelt es sich?

1. Geschlechterbestimmung im Brutei („In-ovo-Geschlechtsbestimmung“)

Mit der „In-ovo-Geschlechtsbestimmung“ lässt sich das Geschlecht des Embryos frühzeitig vor dem Schlüpfen überprüfen. Auf diese Weise können Eier, aus denen sich weibliche Küken entwickeln, weiterbebrütet werden; das Bebrüten der Bruteier mit männlichen Embryonen wird abgebrochen.

Dabei gibt es zwei unterschiedliche Verfahren:

  • Beim endokrinologischen Verfahren (Hormontest) wird dem Ei, nach neun Tagen der Bebrütung, Flüssigkeit entnommen, ohne dabei das Ei-Innere zu beschädigen. Anhand dieser Probe wird das Geschlecht innerhalb kurzer Zeit bestimmt. Das Verfahren wird bereits seit 2018 angewandt.

  • Beim spektroskopischen Verfahren (Lichttest) werden die Eier etwa vier Tage bebrütet. Danach wird anhand eines Lichtstrahls, welcher durch ein kleines Loch ins Ei-Innere geschickt wird, das Geschlecht durch die Analyse des reflektierten Lichts bestimmt. Wird im Brutei ein männliches Embryo festgestellt, so wird die Bebrütung abgebrochen.

Der Nachteil an dieser Alternative ist, dass die männlichen Küken zwar nicht ausgebrütet werden, jedoch mit dem Abbruch der Bebrütung trotzdem getötet werden.


2. Zweitnutzungshuhn

Zweitnutzungshühner sind Hühnerrassen, bei denen die Hähne gemästet und die Hennen zur Eierproduktion gehalten werden. Zweitnutzungshühner nehmen im Vergleich zu den üblichen Mastlinien bislang noch wesentlich langsamer an Gewicht zu. Auch die Legeleistung der Hennen ist im Vergleich deutlich geringer. Dadurch ist die Tierhaltung mit einer Zweitnutzungsrasse nur durch Quersubventionierung im Rahmen spezieller Programme wirtschaftlich umsetzbar. Projekte wie „RegioHuhn“ von Naturland oder „ei-care“ legen ihren Fokus auf den Erhalt einheimischer alter Hühnerrassen, welche als Zweitnutzungsrasse gehalten werden können.


3. Aufzucht männlicher Tiere („Bruderhahn“)

Als weitere Alternative zum Kükentöten gibt es die Aufzucht von männlichen Geschwistern der Legehennen. Die männlichen Tiere werden hierbei zur Fleischerzeugung gehalten. Die Aufzucht der männlichen Tiere ist hierbei sehr kostenintensiv, da ein deutlich höherer Futtermitteleinsatz bei deutlich langsamerem Wachstum erforderlich ist. Die damit verbundenen höheren Kosten werden i. d. R. mit einem höheren Preis für die Eier der Geschwisterhennen ausgeglichen.


Die wichtigsten Punkte

Mit dem Ausstieg aus dem Kükentöten ist Deutschland der weltweite Vorreiter auf diesem Gebiet. So können jedes Jahr Millionen männliche Küken nach dem Schlüpfen vor der Tötung bewahrt werden. Frühzeitig wurden Verfahren und Initiativen gefördert, welche das Töten der männlichen Küken überflüssig machen. Bei diesen Verfahren und Initiativen handelt es sich um die Geschlechterbestimmung im Ei, das Zweitnutzungshuhn und die Aufzucht der männlichen Tiere. Das Zweitnutzungshuhn und die Aufzucht der männlichen Tiere sind mit höheren Kosten verbunden, jedoch werden hierbei, anders als bei der Geschlechterbestimmung im Ei, die männlichen Tiere nicht getötet.


Welches dieser Verfahren sich letztendlich durchsetzen wird, liegt vor allem an der Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit des Verfahrens, sowie der Akzeptanz des damit verbundenen Mehrpreises für den Kunden oder die Kundin.


Quellen: Oekolandbau.de (2022): Alternativen zum Kükentöten. Online im Internet: Oekolandbau: Alternativen zum Kükentöten, Abruf am 12.05.2022

BMEL (2022): Ausstieg aus dem Kükentöten. Online im Internet: BMEL - Tierschutz - Ausstieg aus dem Kükentöten, Abruf am 12.05.2022

Verbraucherzentrale Niedersachsen (2021): Küken töten? Das sind die Alternativen. Online im Internet: Küken töten? Das sind die Alternativen | Verbraucherzentrale Niedersachsen (verbraucherzentrale-niedersachsen.de), Abruf am 13.05.2022

BMEL (2020): Sechstes Gesetz zur Änderung des Tierschutzgesetzes. Online im Internet: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Glaeserne-Gesetze/Referentenentwuerfe/6-gesetz-aend-tierschutzgesetz.pdf?__blob=publicationFile&v=2, Abruf am 14.05.2022



Bildquelle:

unsplash


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